Ripasso

Ripasso

Der Ripasso gehört zu den spannendsten Rotweinen Norditaliens. Er verbindet Handwerk, Geschichte und einen einzigartigen Herstellungsprozess. Wer ihn trinkt, spürt die Wärme des Veneto und die Sorgfalt der Winzer. 


Rebsorte

Der Ripasso entsteht fast immer aus der gleichen Rebsortenmischung wie Amarone und Valpolicella. Der Kern ist die Corvina Veronese. Sie bringt Struktur, Farbe und das typische Kirscharoma. Daneben stehen meist Rondinella und Molinara. In manchen Weingütern kommen noch kleine Anteile anderer Sorten dazu, etwa Corvinone oder Oseleta.

Corvina dominiert. Sie liebt das milde Klima rund um Verona. Ihre dicken Schalen speichern Farbe und Gerbstoff. Das gibt dem Wein Rückgrat. Rondinella reift zuverlässig und liefert Frucht. Molinara bringt Frische und etwas Salz ins Spiel.

Diese Kombination macht den Ripasso ausgewogen. Kein Teil überdeckt den anderen. Jede Sorte erfüllt eine klare Aufgabe. Die Winzer im Veneto kennen diese Reben seit Jahrhunderten. Sie wissen, wie sie auf den Böden zwischen Gardasee und Lessinischen Bergen wachsen.


Region

Die Heimat des Ripasso ist das Valpolicella-Gebiet in der Region Veneto, im Nordosten Italiens. Es liegt zwischen Verona und dem Gardasee. Hügel, Kalkböden und ein Wechsel von Sonne und Wind prägen das Klima. Das Tal öffnet sich nach Süden, wo es wärmer ist, und steigt nach Norden an, wo die Luft kühler bleibt.

In dieser Landschaft wachsen die Trauben für Valpolicella, Amarone, Recioto – und eben Ripasso. Die Reben stehen auf Terrassen oder alten Steinmauern, den „Marogne“. Die Böden sind mager, steinig, aber gut drainiert. Das zwingt die Pflanzen, tief zu wurzeln.

Der Name Valpolicella bedeutet „Tal der vielen Keller“. Schon im Mittelalter lag hier ein Zentrum des Weinhandels. Verona war die Stadt, über die der Wein bis nach Mitteleuropa gelangte. Diese Tradition lebt weiter. Heute arbeiten viele Winzer wieder handwerklich. Sie achten auf den Ausdruck des Terroirs.

Das Klima unterstützt sie dabei. Die Nähe zum Gardasee bringt milde Winter. Die Alpen schützen vor Kälte. Die Sommer sind warm, aber selten extrem. Die Nächte kühlen ab, was Frische und Säure erhält. Das ist die Basis für Weine mit Balance und Tiefe.


Eigenschaften des Ripasso

Farbe

Ripasso zeigt im Glas ein kräftiges Rubinrot, oft mit leichtem Granatrand bei Reife. Die Farbe ist tiefer als beim einfachen Valpolicella, aber heller als beim Amarone. Sie spiegelt die zweite Gärung wider, die dem Wein mehr Extrakt gibt.

Geruch

Im Duft wirkt Ripasso einladend. Er öffnet sich mit Aromen von Kirsche, dunklen Beeren und etwas getrocknetem Obst. Dazu kommen Noten von Kräutern, Mandel, manchmal Tabak oder Leder. Der Geruch erinnert an Amarone, bleibt aber leichter. Man riecht die Wärme, aber auch die Frische der Hügel.

Geschmack

Am Gaumen ist Ripasso voll, aber nicht schwer. Er zeigt reife Frucht, lebendige Säure und feine Tannine. Die zweite Gärung verleiht ihm Tiefe und Struktur. Der Abgang ist lang, mit Kirsche und etwas Gewürz. Viele Weine zeigen eine leichte Bitternote, die typisch für Corvina ist.

Der Alkohol liegt meist zwischen 13 und 14,5 Prozent. Damit wirkt er kräftig, aber nicht wuchtig. Gute Ripassi behalten ihre Trinkfreude. Sie schmecken solo, passen aber auch zu Fleisch, Pasta, Risotto oder gereiftem Käse.

Fruchtkomponenten

Die Hauptfrucht ist Kirsche – frisch oder eingelegt. Daneben findet man Brombeere, Pflaume, schwarze Johannisbeere. Wenn der Wein etwas reift, treten Dörrobst, Feige oder Kakao auf. Das macht ihn vielschichtig, aber nicht überladen.

Die Frucht bleibt klar. Sie steht nie unter Holz. Viele Winzer reifen ihren Ripasso in großen Fässern oder gebrauchten Barriques, damit das Holz den Geschmack nicht dominiert.

Ripasso Frucht Geschmack

Besonderheiten

Ripasso bedeutet „erneuter Durchgang“ oder „zweites Überlaufen“. Der Name beschreibt die Herstellungsmethode, die den Wein so besonders macht.

Nach der normalen Gärung eines Valpolicella wird dieser junge Wein ein zweites Mal auf den Trester des Amarone oder Recioto gegeben. In diesem Trester steckt noch Zucker, Hefe und Aromastoff. Der Kontakt löst eine zweite Gärung aus.

Diese zweite Gärung dauert einige Tage bis Wochen. In dieser Zeit gewinnt der Wein mehr Farbe, mehr Körper und komplexere Aromen. Er bleibt aber frischer und leichter als der Amarone.

Das Verfahren entstand im 20. Jahrhundert, wahrscheinlich zufällig. Winzer wollten keinen guten Valpolicella verschwenden, wenn noch wertvoller Amarone-Trester im Keller lag. Der Effekt überzeugte: Der Wein wurde runder, reifer, intensiver.

Heute ist das Verfahren gesetzlich geregelt. Nur Wein aus dem Valpolicella darf sich Ripasso della Valpolicella DOC nennen. Der Trester muss aus derselben Region stammen.

Manche Winzer verwenden Trester vom Recioto, andere vom Amarone. Das beeinflusst den Stil:

  • Trester vom Recioto bringt etwas mehr Süße und Rundung.
  • Trester vom Amarone ergibt mehr Kraft und Würze.

Nach der zweiten Gärung lagert der Ripasso meist noch einige Monate im Holz, bevor er abgefüllt wird.


Unterschied zu Recioto, Amarone und Valpolicella

Ripasso steht zwischen den drei bekannten Weintypen des Valpolicella-Gebiets. Jeder hat seine eigene Geschichte und Machart.

Valpolicella

Der einfache Valpolicella ist der Ausgangspunkt. Er wird aus frischen Trauben vergoren, meist im Edelstahl. Er schmeckt leicht, fruchtig, mit heller Kirsche und feiner Säure. Er ist ein Wein für den Alltag, schnell trinkreif und lebendig.

Recioto

Der Recioto della Valpolicella ist der älteste Stil. Er ist süß und wird aus getrockneten Trauben erzeugt. Die Gärung stoppt, bevor der Zucker vollständig in Alkohol umgewandelt wird. Recioto wirkt dicht, weich und samtig, mit Noten von Rosine, Schokolade und Kirsche.

Amarone

Der Amarone della Valpolicella ist der kraftvollste. Auch hier werden die Trauben getrocknet, aber der Zucker vergärt vollständig. Das ergibt hohe Alkoholwerte, oft über 15 Prozent. Amarone schmeckt konzentriert, mit Dörrobst, Gewürz und Wärme. Er ist ein Wein für Meditation und lange Lagerung.

Ripasso

Der Ripasso nutzt den Trester dieser getrockneten Trauben, ohne sie selbst zu trocknen. Er verbindet die Frische des Valpolicella mit der Tiefe des Amarone.

Man kann sagen:

  • Valpolicella ist der schnelle, junge Wein.
  • Ripasso ist der reife, ausbalancierte Bruder.
  • Amarone ist der kraftvolle, mächtige Vertreter.
  • Recioto ist der süße Ursprung.

So entsteht ein stimmiges Familienbild: vier Weine aus denselben Reben, aber mit ganz unterschiedlichem Ausdruck.


Warum Ripasso besonders ist

Ripasso füllt die Lücke zwischen Leichtigkeit und Opulenz. Er bietet Tiefe, ohne zu überfordern. Er ist kein Nebenprodukt, sondern ein Wein mit eigener Identität.

Im Glas zeigt Ripasso die Verbindung von Tradition und Technik. Die zweite Gärung ist Handwerk. Sie erfordert Erfahrung, um Balance zu halten. Zu wenig Trester – der Effekt bleibt schwach. Zu viel – der Wein verliert Frische. Gute Winzer treffen den Punkt genau.

Was passt zu Ripasso Wein ?

Ripasso liebt herzhafte, aromatische Küche. Er braucht Gerichte mit Struktur und Wärme, aber keine Schwere. Seine Säure und feinen Tannine gleichen Fett und Würze aus. Die Frucht begleitet Fleisch, Käse und Schmorgerichte harmonisch, ohne zu dominieren.

Am besten passt Ripasso zu:

  • Rind in allen Varianten – geschmort, gegrillt oder als Ragù. Ein klassisches Beispiel ist Brasato al vino rosso, Rindfleisch langsam in Wein gegart.
  • Lamm, besonders mit Kräutern oder Knoblauch. Der Wein nimmt die ätherischen Noten gut auf.
  • Wild wie Reh oder Hirsch, vor allem, wenn die Sauce Frucht oder Balsamico enthält.
  • Geflügel mit kräftigen Aromen, etwa Ente oder Perlhuhn mit Thymian oder Orangensauce.
  • Pasta mit Fleischsauce, z. B. Tagliatelle al Ragù di Manzo oder Lasagne alla Bolognese. Die Säure des Weins hält die Sauce lebendig.
  • Risotto mit Pilzen oder Radicchio, typisch für Venetien. Der Ripasso unterstützt die erdigen Töne der Zutaten.
  • Reifer Hartkäse, z. B. Grana Padano, Monte Veronese oder Parmigiano. Seine Frucht rundet das Salzige ab.
  • Würzige Wurstwaren, etwa Salami oder luftgetrockneter Schinken.

Wenn du lieber vegetarisch isst:
Ripasso harmoniert auch mit Ofengemüse, geschmorten Auberginen, Linsengerichten oder Polenta mit Pilzen. Er braucht nur Tiefe und Röstaromen – nicht zwingend Fleisch.